Inside Google

Es stimmt tatsächlich. Und um es gleich vorweg zu nehmen: ich denke, Google ist eines der großartigsten Unternehmen, bei dem man derzeit arbeiten könnte. Dabei bin ich nicht ganz vorbehaltslos nach Dublin gefahren. Nun aber meine Eindrücke der Reihe nach…

mymuesli besucht google

Dieses Fotos ist leider das einzige, das ich bei Google aufnehmen durfte. Es zeigt den Eingang der Google-Europazentrale. Schon bevor der Auslöser gedrückt war, erschien ein Google-Security-Mitarbeiter wie aus dem nichts und wies äußerst freundlich darauf hin, dass es doch bitte bei dieser Außenaufnahme bleiben soll. Gleich hinter dem Glas warteten seine Kollegen mit einer Geheimhaltungserklärung, die jeder Gast unterzeichnen muss. „No photographs to be taken beyond this point.“ This point war der Empfangsbereich, an dessen Wand Animationen aus Google Earth und aktuelle Suchanfragen projiziert wurden. Stylish, aber weniger hätte mich ehrlich gesagt auch enttäuscht. 😉

Mit dem Fahrstuhl ging es dann hoch in eine andere (Arbeits-)welt – eine, die man sich eigentlich überall wünschen würde. Viel Glas, viel Licht, viele nette Menschen. Die meisten Googler sitzen in einer Art Großraumbüro amerikanischen Vorbilds, das durch viele persönliche Fotos und kleine bunte Gadgets aber eine gute Portion Startup-Atomsphäre erzeugt. Der weite Flur mit seinen 20 iMacs auf massiven Holztischen erinnerte etwas an einen Apple-Store.

Was mich ein paar Meter weiter anzog wie ein Magnet, war die Snackbar: zwei Kühlschränke gespickt mit leckeren smoothies, Cranberry-Saft, iced Latte-Macchiato-Dosen, ökologischen Limos, Soja-Milch und Ben&Jerry’s Eis. Daneben prall gefüllte Ständer mit Snacks wie Vollwert-Cookies, Müsli- und Schokoriegeln, Kaugummies und frischem Obst. All for free, anytime. Ein Schild verriet, dass „Sergio“ hier dafür sorgt, dass immer genug von allem da ist. Hinweisschilder gab es sowieso überall. Sogar auf dem Klo hängt ein „Techstop: have you defragmented lately?“-Schild. Über jedem der (gefühlt) sechs Mülleimer zeigt eine Tafel mit Fotos, was wo hineingehört. Fast so, als wäre die korrekte Mülltrennung mission-critical. Aber vielleicht ist sie das auch, wenn man don’t do evil etwas weiter auslegt und nicht blöd, denn die 1700 Googler sprechen dort täglich über 100 verschiedene Sprachen.

Über einen Mangel an Bewerbungen kann sich Google auch nicht beschweren. Mein Key Account Manager, Manuel, musste 8 Interviews über sich ergehen lassen, bis er genommen wurde. Sechs sind Pflicht. Ist nur einer nicht zufrieden, ist man raus. Angeblich sortiert Larry persönlich noch einmal 40% der verbliebenen Berwerber aus. Der Auswahlprozess ist also nicht ganz so knüppelhart wie bei uns.

Wer es geschafft hat, verdient recht ordentlich und kann etwas und sich relativ frei bewegen – es müssen nur die Ergebnisse am Quartalsende stimmen. Das sind jedoch keine Vorgaben wie man sie sonst kennt 10% Wachstum hier, 50% Einsparung dort, sondern eher qualitative Ziele und Milestones. 20% der Arbeitszeit dürfen die Googler im Firmensitz an ihren eigenen Projekten arbeiten. Nach Hause möchte man aber sowieso eigentlich gar nicht gehen. Neben den oben beschriebenen Snackpoints, gibt es nicht nur zwei Kantinen mit allem erdenklich leckeren (sogar Sushi und auch alles umsonst), sondern auch das obligatorische Fitnessstudio sowie stark subventionierte Massagen. Etliche Phone Booths lassen jeden überall hin kostenlos telefonieren; auch auf Handys. Kreative Auszeiten kann man durch eine Session Tischtennis oder -fußball überbrücken. In den Games-Rooms gibt es auch alle aktuellen Konsolen von der wii bis zur neuen Playstation, die man von bunten Sitzsäcken aus zocken kann.

Wo es denn hier zu den Räumen mit 360°-Projektionen ginge, musste ich natürlich auch fragen. Aber die gäbe es nur drüben. Da, wo auch Ärzte und Friseure on-site seien und man nur noch von Gebäude zu Gebäude schwebt.